Seneca: Glück, Tugend und Laster
Über Glück und Freude:
Was aber hindert uns, das glückliche Leben als die geistig-seelische Haltung zu beschreiben, die sich durch Freiheit, aufrechten Sinn, Unerschrockenheit und Standfestigkeit auszeichnet, jenseits der Angst und jenseits der Begierde, für welche die Sittlichkeit das einzige Gut und die Unsittlichkeit das einzige Übel darstellt, die alles andere nur als wertlosten Haufen von Dingen betrachtet, die dem Glück nichts nehmen oder hinzufügen und kommen und gehen, ohne das höchste Gut zu mehren oder zu schmälern? Bei einer so stabilen Grundlage muss sich ganz zwangsläufig eine heitere Stimmung einstellen und eine tiefe, aus dem Inneresten kommende Freude, da diese an dem, was sie besitzt, Gefallen findet und größeres als das, was ihr eignet, nicht begehrt.
Über natürliche und unnatürliche Lebensweise:
Glücklich ist nicht derjenige, den die Leute so nennen, der über das große Geld verfügt, sondern der, dessen Hab und Gut geistiger Natur ist; er ist aufrecht, von erhabener Gesinnung, verachtet, was man allgemein bewundert, kennt keinen, mit dem er tauschen möchte, beurteilt einen Menschen nur nach seinem menschlichen Wert; er sieht in der Natur seine Lehrmeisterin, formt sich nach ihren Gesetzen und lebt nach ihren Vorschriften; keine Macht der Welt kann ihm seine Güter nehmen, Böses wendet er zum Guten; er ist sicher in seinem Urteil, unerschütterlich und furchtlos; ein Akt der Gewalt empört ihn, raubt ihm aber nicht die Fassung; wenn das Schicksal mit aller Kraft das gefährlichste Geschoss, das es hat, gegen ihn schleudert, wird er zwar leicht getroffen- auch das nur selten-, jedoch nicht verwundet. Alle übrigen Geschosse freilich, durch die das Schicksal die Menschheit niederstreckt, prallen von ihm ab wie Hagel, der- ohne jeden Schaden für die Bewohner- prasselnd auf den Dächern aufschlägt und alsbald schmilzt.
Bist du nicht der Meinung, dass die wider die Natur leben, die statt der eigenen Kleidung Frauensachen tragen? Leben nicht die wider die Natur, die darauf aus sind, den strahlenden Charme des Knabenalters über seine Zeit hinaus zu erhalten? Leben nicht die wider die Natur, die sich im Winter eine Rose wünschen und die durch feuchte, warme Umschläge und geschickten Standortwechsel die Lilie, eine Frühlingsblume, im Winter zum Blühen bringen? Leben nicht die wider die Natur, welche die Fundamente ihrer Thermen im Meer errichten und nur dann glauben den ganzen Komfort ihres Schwimmbads zu genießen, wenn Fluten und Sturm ihr gewärmtes Badewasser umbranden? Haben solche Leute erst einmal begonnen, alles nur im Widerspruch zur natürlichen Gewohnheit tun zu wollen, so brechen sie zuletzt völlig mit ihr.
Über Alkoholmissbrauch:
Wenn du beweisen willst, dass sich ein sittlich guter Mann nicht betrinken darf; wieso greifst du dann zu logischen Schlussfolgerungen? Sag einfach, es sei eine Schande, mehr zu sich zu nehmen, als man verträgt, und nicht zu wissen, wie viel der Magen fassen kann; stell dar, was die Betrunkenen alles tun, dessen sie sich, wenn sie wieder nüchtern sind, schämen, und dass die Trunkenheit nichts anderes ist als frei gewählter Wahnsinn.[…] Die Trunkenheit bringt die Laster nicht hervor, sondern offenbart sie bloß. Dann wartet der Lüstling nicht mehr, bis er im Schlafzimmer ist, sondern überlässt sich umgehend dem ganzen Ausmaß seiner Begierden. […] Die Trunkenheit hat fast immer die Grausamkeit im Gefolge; die geistige Gesundheit leidet nämlich Schaden und verroht.[…] Mach klar, dass die Vergnügungen, die man als sinnliche Genüsse bezeichnet, zu Strafen werden, sobald sie das Maß überschreiten.
Über die Aufgaben der sittlichen Vollkommenheit:
Der sittlichen Vollkommenheit schreiben wir folgende Aufgaben zu: Sie soll die Leidenschaften zügeln, Ängste beseitigen, voraussehen, was zu tun ist, und jedem das Seine zugestehen. So verstehen wir die begriffe Mäßigkeit, Tapferkeit, Klugheit, Gerechtigkeit und bestimmen jedem seine zugehörigen Pflichten.
Über Zurückgezogenheit und politische Tätigkeit:
Epikur sagt: „Der Weise wird sich nicht politisch betätigen, es sei denn, es träten besondere Umstände ein.“ Zenon sagt: „ Er wird sich politisch betätigen, es sei denn, es läge ein Hintergrund vor.“ Der eine sucht die Zurückgezogenheit bewusst, der andere nur aus gutem Grund. Dieser Grund aber wird sehr weitgefasst. Wenn man zu wenig Ansehen, zu wenig Kraft hat oder wenn es ihm sein Gesundheitszustand nicht erlaubt, wird er- so wie er ein leckgeschlagenes Schiff nicht in See stechen lassen oder wie er sich als gebrechlicher Mann nicht zum Kriegsdienst melden würde- keinen Weg beschreiten, von dem er weiß, dass er ungangbar ist.
Über Armut und Reichtum
Wie viele Dinge überflüssig sind, merken wir erst, wenn wir sie nicht mehr haben; wir benutzen sie, nicht weil wir sie brauchten, sondern weil sie uns zur Verfügung standen. Und wie vieles schaffen wir an, weil es andere auch schon angeschafft haben und weil die meisten es besitzen. Unsere Blödheit zeigt sich wohl auch darin, dass wir nur das als wertvollen Kauf ansehen, wofür wir Geld bezahlt haben, und die Dinge für umsonst halten, für die wir mit unserer Person aufgekommen sind.
Alles kann man verachten, alles haben nicht. Der kürzeste Weg zum Reichtum führt über die Verachtung des Reichtums. Nicht wer zu wenig hat, sondern wer mehr haben will, ist arm.
Aufgaben:
1. Worin besteht für Seneca die Tugend? Zu welcher Lebenshaltung führt sie?
2. Mit welchen Argumenten verwirft Seneca „unnatürliche und „unsittliche“ Verhaltensweisen? Nehmen sie dazu kritisch Stellung.
Paranoia
Alter
23
Rasse
Mensch / Arbeiter Die Arbeiter sind die eigentliche Gruppe der Menschen, die alles aufgebaut haben. Ohne sie würde es das Dorf Konlir nicht geben. Sie sind intelligenter als Kämpfer, jedoch auch schwächer. Arbeiter haben durch ihre Arbeit meist genug Geld und sind reicher als Kämpfer.